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7 Mythen über die weibliche Libido

Frauen sind lustloser und anstrengender als Männer, wenn’s um Sex geht. Sie sind nur schwer in Stimmung zu bekommen und suchen keine Leidenschaft, sondern den komfortablen Hafen der Ehe – und da legt die Lust ja generell nicht an.


So ähnliche Statements haben wir alle schon gehört (und mit einem Augenrollen quittiert), oder? Leider hat es einen Grund, warum wir uns immer noch mit solchen Aussagen herumschlagen müssen: Im letzten Jahrhundert stand der Mann im Mittelpunkt der Forschung. Für die weibliche Libido gab es in Lehrbüchern und Hörsälen keinen Platz und so vermischte sich gefährliches Halbwissen mit Stereotypen und Scham und resultierte in Mythen, die sich bis heute hartnäckig halten. Sieben dieser Mythen über die weibliche Lust stellen wir euch heute vor.



Frau kniet hinter matter Glasscheibe. Die Frau trägt einen weißen Badeanzug und lehnt sich mit ihrem Oberkörper und ihren Händen an die Glasscheibe. Die Wand hinter ihr ist rosa und schimmert durch.

#1: Frauen haben eine schwächere Libido als Männer

Frauen haben weniger Lust auf Sex als Männer? Dafür gibt es bis heute keine wissenschaftlich fundierten Beweise. Dieser Mythos hat sich in den letzten Jahrhunderten durch Kultur und Gesellschaft in den Köpfen der Menschen gefestigt, aber kann schlicht und ergreifend nicht bewiesen werden. Stattdessen tauchen vermehrt Studien auf, die das Gegenteil zeigen: Frauen stehen Männern in nichts nach, wenn es darum geht, wie oft und ausschweifend sie über Sex fantasieren. Außerdem – und das ist vielleicht der wichtigste Punkt in diesem Artikel – gibt es keine „normale“ Libido. Lustempfinden ist individuell. Einige Frauen haben mehr oder weniger Lust auf Sex und beides ist in Ordnung.


#2: Deine Libido nimmt im Alter ab

„Den meisten Spaß im Bett hast du in der Jugend, denn mit dem Alter sinkt die Lust.“ Ähm, nein. Das ist bei vielen Frauen nicht der Fall. Pauschal kann gesagt werden, dass die Libido im Laufe des Lebens variiert und von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, wie zum Beispiel von den Hormonen, der Gesundheit oder dem eigenem Selbstbewusstsein. Im Bevölkerungsdurchschnitt steigt das Lustempfinden bei Frauen ab 30 Jahren jedoch an, während es bei Männern schon mit 20 Jahren ihren Höhepunkt erreicht hat und danach sinkt. Viele Frauen sagen außerdem, dass sie den besten Sex ihres Lebens erst in ihrer zweiten Lebenshälfte erlebt hätten und ihre Experimentierfreudigkeit wuchs. Ob neue Stellungen, Orte oder Spielzeuge – mit steigendem Alter fühlen sich viele Frauen wohler, neue Dinge im Bett auszuprobieren.


#3: In einer langen Beziehung verlierst du die Lust auf Sex

Es gibt gute Neuigkeiten: Langzeitbeziehungen und eine starke Libido schließen sich nicht aus. Die Sexualwissenschaftlerin Emily Nagoski schreibt dazu in ihrem Buch Come As You Are, dass nicht die Länge der Beziehung oder gar die Monogamie für sexuelle Unlust verantwortlich ist, sondern der vom Paar kreierte Kontext. Ein Kontext, in dem Erotik und Lust gepflegt wird, sei in langen Beziehungen entscheidend. Aus Mythos #1 wissen wir bereits, dass das Lustempfinden individuell ist. In einer Beziehung treffen jetzt zwei Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen aufeinander, die sich im besten Fall auch nach 30 Jahren Zusammensein nicht die Finger voneinander lassen wollen. Aber wie erreicht man das? Mit Kommunikation, so Nagoski. Es sei dabei besonders wichtig, mit dem oder der Partner*in offen und ehrlich über die eigenen Bedürfnisse im Schlafzimmer zu sprechen. Die amerikanische Sexualtherapeutin Esther Perel fügt hinzu, dass sie ihren Paaren zu Zweisamkeit rät. Besondere Abendessen, Kurzreisen und Dates können dabei helfen, die Libido wieder anzukurbeln.


Frau steht hinter einer matten Glasscheibe und lehnt sich mit ihrem Po dagegen. Sie trägt einen weißen Badeanzug.

#4: Spargel wirkt lustfördernd

Spargel reiht sich in die lange Liste der Lebensmittel ein, die deine Libido stärken sollen. Schon in der Antike wurde es als Symbol der Fruchtbarkeit der Göttin Aphrodite geweiht – und das ist wenig verwunderlich, wenn man die phallusartige Form des Gemüses betrachtet. In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass die im Spargel enthaltene Asparaginsäure die Testosteronproduktion steigern kann. Frauen produzieren dieses Hormon zwar nur in kleinen Mengen, aber es wirkt sich positiv auf unsere Libido aus. Außerdem enthält Spargel viel Vitamin E, dem ebenfalls eine luststeigernde Wirkung nachgesagt wird. Doch bevor sich eure Kühlschränke jetzt mit diesem Gemüse füllen, kommt die enttäuschende Nachricht: aus ernährungsphysiologischer Sicht kann man über den Verzehr von Spargel nicht genügend Vitamin E aufnehmen, damit es seine luststeigernde Wirkung entfaltet. Auch wurden noch keine wissenschaftlich fundierten Beweise für die Annahme gefunden, dass die Asparaginsäure im Spargel ausreicht, um die Libido signifikant zu steigern.


#5: Lust entsteht spontan

Das ist ein Mythos, der für viele Frauen nicht wahr ist. Oft entsteht Lust nämlich nicht spontan, sondern erst beim Tun. Laut der Sexualwissenschaftlerin Nagoski, erleben gerade einmal 15 % der Frauen regelmäßig spontane Lust. Andere Sexualforscher*innen und -therapeut*innen kommen zu ähnlichen Erkenntnissen: eine große Anzahl von Frauen müssen sexuelle Handlungen bereits erleben, bevor sie erst so richtig in Stimmung kommen. Das ist auch natürlich. Diese Frauen leiden nicht zwangsläufig unter einer schwachen Libido oder gesundheitlichen Problemen.

Achtung: Nein heißt nein und überreden =/= Konsens. Fangt jetzt bitte nicht an, eure*n Partner*in mit solchen Argumenten überzeugen zu wollen, wenn er oder sie sexuelle Handlungen ablehnt.


#6: Hohe Temperaturen steigern deine Libido

Was quakt denn hier? Eine Ente? Richtig, denn dieser Mythos ist gar kein Mythos. Sexualforscher*innen bestätigen, dass bei Hitze die Lust auf Sex steigt. Das hat zwei Gründe: Im Sommer wird unsere Hormonproduktion besonders angeregt. Glückshormone, wie Serotonine und Endorphine werden vermehrt ausgeschüttet und durch das Sonnenlicht produzieren wir mehr Vitamin D, was wiederum die Testosteronproduktion ankurbelt. Aus Mythos #4 wissen wir bereits, dass Testosteron positive Effekte auf unsere Libido haben kann. Zusätzlich verbringen wir im Sommer viel Zeit außerhalb unserer Wohnungen. Wir sind mehr sozialen Kontakten und visuellen Reizen in Form von nackter Haut ausgesetzt. All das steigert unser Lustempfinden und sorgt dafür, dass wir im Sommer mehr Lust auf sexuelle Kontakte verspüren.


Frau steht hinter einer matten Glasscheibe. Sie steht und tippt mit ihrem linken Bein nach vorne. Frau steht seitlich zur Glasscheibe. Sie trägt einen weißen Badeabzug und hält eine Blume in ihrer rechten Hand, womit sie über ihr Knie streichelt.

#7: Pornos und Erotikmaterial sind für Frauen kaum bis gar nicht erregend

Die PeekU Leserschaft weiß bereits, dass dieses Statement ein Mythos ist. Etliche Studien und Umfragen haben in der Vergangenheit bewiesen, dass Frauen Pornos schauen, Erotikbücher lesen und von der Erotikbranche als Zielgruppe ernstgenommen werden sollten. Was allerdings für viele Frauen lusttötend ist, ist die Darstellung der sexuellen Handlungen in der Mainstreampornographie. Die Erotikindustrie rückt bis heute die männlichen Fantasien in den Vordergrund und ist geprägt von Stereotypen und Sexismus – und genau das wollen Frauen eben nicht mehr sehen, lesen oder hören. Glücklicherweise kommt es langsam zu Veränderungen. So machen es sich zum Beispiel Unternehmen, wie PORN BETTER zur Aufgabe, ethische, feministische und diverse Pornoseiten zu unterstützen und leichter auffindbar zu machen. Auch wir bei PeekU möchten mit unseren erotischen Geschichten die weibliche Lust ins Scheinwerferlicht stellen.


Wir hoffen, dass dieser Beitrag euch gezeigt hat, wie vielfältig und schön (und nur halb so geheimnisvoll, wie man denkt) die weibliche Lust sein kann.


von Astrid Schneider





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