Es ist 18 Uhr. Mein letzter Termin verlässt gerade das Büro. Ich schnappe meine Sachen verschwinde kurz auf der Toilette um mich frisch zu machen und hüpf dann in mein Auto. Ich habe einen Arzttermin. Routine Untersuchung, aber die muss ja auch sein. Ich hoffe auf eine kurze Wartezeit. Aber es dauert ewig. Die Sprechstundenhilfe hat darauf hingewiesen, dass es etwas länger dauert, da heute die Vertretung einspringen muss. Ist mir eigentlich relativ egal, wer die Untersuchung durchführt. Hauptsache ich muss hier nicht mehr lange sitzen. Im Wartezimmer sitzt noch eine junge Frau und ansonsten ist es zum Glück recht leer. Ich beginne am Handy zu datteln und langweile mich auch dabei. Die junge Frau nimmt sich eine andere Zeitschrift. Ich beginne sie unauffällig zu mustern. Sie ist hübsch. Langes volles Haar. Um die 30 schätze ich. Mir fällt ihre Strumpfhose auf. Die hat kleine Dots und sieht wirklich hübsch aus. Gerade als ich sie fragen möchte wo sie die gekauft hat wird sie aufgerufen und ich bin allein im Wartezimmer. Kurz danach darf auch schon ich in einen der Behandlungsräume.
Der Raum ist leer, ein kleiner Schreibtisch, zwei Stühle davor, eine Liege, ein Waschbecken und eine Waage. Ich kann nicht wiederstehen und stelle mich darauf, als die Tür auffällt und der Arzt eintritt. Erschrocken drehe ich mich um. Und da steht er. „Hey, ich bin Maarten. Was führt dich her?“ Ich bin überrascht und verwirrt von der Situation. Der Arzt ist etwas jünger als ich, scheint Niederländer zu sein, duzt mich und sieht verdammt gut aus. Mit charmant nach oben gezogenen Augenbrauen schaut er mich fragend und lächelnd an. Damit habe ich nicht gerechnet und spüre wie ich auf der Waage stehend etwas erröte. „Hallo, ich bin zur jährlichen Vorsorge hier“. „Nimm doch kurz Platz, ich muss noch ein paar Fragen stellen und dann geht es gleich los“. Dieser Akzent gefällt mir irgendwie. Er klickt sich an dem Rechner durch ein paar Formulare, ich antworte kurz und knapp und kann mich nicht davon abbringen mit den Gedanken nicht abzukommen. Den Arztkittel trägt er offen und das Shirt darunter liegt eng an und lässt seine Brustmuskulatur leicht hervortreten. Ich werde aus den Gedanken gerissen als er plötzlich aufsteht und an den Desinfektionsspender tritt um sich die Finger einzureiben. Er sieht mich dabei freundlich an und setzt sich dann auf einen drehbaren Hocker den er kurzer Hand unter der Liege hervor zieht. „So, dann lass mich mal deinen Puls fühlen. Zieh am besten deinen Pullover aus.“ Er rollt auf dem Hocker sitzend auf mich zu während ich mir den Pulli über den Kopf ziehe. „Achtung, meine Hände sind etwas kalt“. Er nimmt meine Hand und ich bekomme sofort Gänsehaut, aber wohl eher nicht von den „kalten“ Händen. Er legt das Pulsgeerät an und ich fürchte, dass mein Puls in diesem Moment extrem rast. Wie peinlich, denke ich mir. Entspann´dich. „Oookay, dann atme mal tief ein und aus.“ Er riecht wie frisch geduscht. Ich spüre wie er sein Stethoskop in den Ausschnitt meines Tops setzt. Das Teil ist kalt und meine Brustwarzen werden hart. Ich schaue zur Seite und spüre wie mein Herz rast. Puh, es ist mir echt unangenehm. Wie ein Teenie. Ich setze mich noch etwas aufrechter hin und hole tief Luft. Meine Brust hebt sich. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass sein Blick mich streift und er das sonst nicht so tut, denn auch er dreht sich leicht beschämt ab. „Ok, das ist alles im, wie sagt man hier…grünen Bereich.“ Erleichtert, dass die Untersuchung vorbei ist, entspanne ich mich etwas. Er stellt sich hinter mich und hält ein leicht vibrierendes Gerät auf meinem Kopf. Ist das ein Witz? Aber ich fürchte er meint es ernst und führt mit dem Gerät einige Tests zu meiner Wahrnehmung durch. „Darf ich dich bitten aufzustehen und deine Hose auszuziehen? Behalte deine Wäsche bitte an. Ich schaue mir nun deine Muskulatur an. Strecke die Arme bitte zur Seite“. Am liebsten würde ich die Augen schließen und es genießen, aber das kann ich nicht bringen. Seine Finger streichen kurz über meine beiden Arme. Dann bittet er mich an die Wand zu stehen. Oh mein Gott, er kniet dicht hinter mir und checkt meine Beinrückseiten. „Eine leichte X-Bein Haltung, aber das ist ok. Das ist sogar ein bisschen sexy, mach dir keine Sorgen.“ Hat er das gerade gesagt?! „Das war es schon. Setz dich noch kurz auf die Liege. Ich will noch deine Fuß- und Beinreflexe testen.“ Na gut. Ich kann gleich nicht mehr, denn er streicht jetzt an der Fußunterseite mit einem Metallstab und das kitzelt und kribbelt überall. Er streicht mit dem Teil an meinem Bein nach oben und gibt einen leichten Schlag unter mein Knie. „Super. Danke, du darfst dich wieder anziehen. Er reicht mir meinen Pullover und unsere Hände berühren sich kurz. Ich ziehe mich an. Er tippt was in den Rechner.
Und dann bin ich auch schon wieder in meinem Auto und versinke, während die Untersuchung nochmals in meinem Kopf abläuft. Ich will mein Handy mit dem Musikplayer im Auto verbinden und kann es nicht finden. Shit. Ende des Gedankenkinos. Das muss ich da auf dem Stuhl im Untersuchungszimmer unter meiner Tasche übersehen haben. Das liegt da sicher noch. Heißt ich muss nochmals zurück und hoffen, dass noch wer da ist. Ich klingele und es tut sich nix. Mist, da ist wohl keiner mehr. Verärgert fahre ich heim. Es ist Freitag. Jetzt habe ich dumme Nuss das ganze Wochenende kein Handy.
Als ich ankomme steht da ein fremdes Auto mit holländischem Kennzeichen in der Einfahrt. Mein Blick wandert zur Tür wo er steht. Mir schießt sofort Blut in die Wangen und mir wird heiß. Ich werfe einen kurzen Blick in den Rückspiegel und steige aus. „Oh, das ist meine Rettung. So lieb, dass Sie mir das Telefon vorbei bringen. Ich habe es natürlich gesucht und kam zu spät zurück zur Praxis. Vielen Dank.“ Er lächelt wieder charmant und gibt es mir. Seine Hand verweilt in meiner. Unsere Augen ruhen aufeinander und die Zeit bleibt kurz stehen. „Ich muss jetzt weiter.“ er dreht sich um. „Schade.“ Höre ich wie es leise aus mir heraus brodelt. „Okay. Vielleicht habe ich auch noch eine Kleinigkeit bei der Untersuchung vergessen und würde mir das noch gern anschauen?“ Er schaut mich von einer Stufe unter mir mit hochgezogenen Augenbrauen fragend und lächelnd an. Wir müssen beide lachen und verschwinden drinnen.